Hintergrund und Auslöser gestalten sich wie folgt:
Wolfgang Graf Berghe von Trips ist, gemeinsam mit anderen verdienten Sportlern, der virtuellen „Hall of Fame“ des Deutschen Sports zugehörig, die von der Stiftung Deutsche Sporthilfe ins Leben gerufen wurde. Zu jedem Mitglied ist ein biografischer Text verfasst. Hinsichtlich des Grafen Trips schrieb der Sporthistoriker Dr. Andreas Höfer, zugleich Leiter des „Deutschen Sport & Olympia Museums“ in Köln, kürzlich im Auftrag der Sporthilfe eine neue Vita, in welcher – neben einer Vielzahl von sachlichen und orthografischen Fehlern – ein Tagebucheintrag des Graf Trips aus dem Jahr 1947 aufgegriffen, jedoch durch eine aus dem Kontext gerissene und verkürzte Zitierweise entstellt, veröffentlicht wurde. Auf wissenschaftlich derart fragwürdige Weise gelangt H. Höfer aus seiner Sicht zu Fragestellungen bezüglich einer mutmaßlichen Sympathie von Graf Trips für das Dritte Reich. Bei verständiger Würdigung des vollständigen Tagebucheintrags und unter Berücksichtigung des Umstandes, dass Graf Trips zum Zeitpunkt des Kriegsendes erst 17 Jahre alt war, erschließt sich ohne Weiteres, dass ihm gerade nicht vorgeworfen werden kann, ein „Sympathisant der Nazis“ gewesen zu sein, sondern er sich vielmehr rückblickend kritisch mit der Kriegssituation auseinandersetzte und sich von dieser klar distanzierte.
Was H. Höfer jüngst bewogen hat, Graf Trips auf der geschilderten - maßlos überdehnten - Tatsachengrundlage als mutmaßlichen Sympathisanten des nationalsozialistischen Unrechtsregimes darzustellen, ist bisher noch nicht geklärt worden. Dies scheint indes umso weniger verständlich, als besagter Tagebucheintrag, aus dem Dr. Höfer seinen „Verdacht“ herleitet, in einer von Reinold Louis verfassten und bereits 1989 erschienenen Graf Trips-Biografie abgedruckt wurde, der der Öffentlichkeit also bereits mehr als 35 Jahre bekannt und zugänglich ist.
Nach unserem Kenntnisstand liegen weder konkrete Anhaltspunkte noch belastbare "Quellen" vor, welche die Mutmaßungen des H. Höfer stützen könnten. Dass die Arbeit des H. Höfer darüber hinaus seine augenscheinlich negative persönliche Sicht auf den Motorsport allzu deutlich vermittelt, erscheint - neben den Diffamierungspotenzial aufweisenden Inhalten - nahezu vernachlässigungswürdig.
Die von ihm verfasste Auftragsarbeit, welche den vorherigen biografischen Text zu Graf Berghe von Trips, der von Reinold Louis stammte, auf der Homepage der „Hall of Fame“ ablöste, rief wiederum die Stiftung Deutsche Sporthilfe und die beiden anderen Träger, DOSB und VDS, auf den Plan, die anschließend Graf Trips einer Gruppe von - der Ruhmeshalle zugehörigen - Personen zuordnete, deren Biografien in Hinblick auf etwaige Verbindungen zum Nationalsozialismus durch eine Expertenkommission mit dem Ziel überprüft werden sollen, ob es aktuelle, zeithistorische Erkenntnisse gibt, wegen welcher sie neu im historischen Kontext eingeordnet werden müssen. Der von H. Höfer verfasste Text, der den Anspruch eines biografischen Werkes haben soll, ist inzwischen auf der Homepage der „Hall of Fame“ offline gestellt. Nach wie vor lesbar ist aber der markante Hinweis, in dem es heißt:
„Aufgrund der Aufarbeitung bzw. Einordnung einiger Biografien aus der NS-Zeit beschäftigt sich die dafür einberufene Expertengruppe aktuell auch mit der Biografie von Graf Berghe von Trips.“
Zuvor hatte man sich sogar auf angeblich existente „neue Erkenntnisse“ berufen und war erst nach massiven Protesten der Trips-Stiftung und aufgrund zahlreicher Kritik bereit, diese mutmaßlich nicht haltbare Aussage zu entfernen.
Die zitierte inakzeptable Formulierung suggeriert eine angebliche Nähe des Graf Trips zur nationalsozialistischen Diktatur des Dritten Reichs.
Die zwischenzeitlich halbherzig erfolgte Abmilderung infolge des nun entfernten Hinweises auf vermeintliche „neue Erkenntnisse“ ändert nichts daran, dass der Eindruck erweckt wird, es gebe begründeten Anlass für eine Durchleuchtung des Lebens des Graf Trips auf etwaige nationalsozialistische Verstrickungen. Dies ist aber gerade – ersichtlich – nicht der Fall.
Es ist empörend und unverantwortlich zugleich, in welcher Weise die Stiftung Deutsche Sporthilfe zusammen mit den beiden Trägern der "Hall of Fame", dem Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB) und dem Verband der Sportjournalisten (VDS) hier auf zumindest nicht erwiesener, mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit aber sogar evident verzerrter Tatsachengrundlage die Entstehung des Eindrucks fördert, die Vita des Grafen Trips sei von nationalsozialistischen Zügen geprägt. Denn dies ist es, was bei Personen ohne detaillierte Sachkenntnisse, die naturgemäß den Großteil des Publikums darstellen, von den suggestiven Formulierungen hängen bleibt.
Ohne die verbindliche und belastbare Prüfung durch die Expertengruppe abzuwarten, haben die Stiftung Deutsche Sporthilfe, DOSB und VDS durch ihre suggestiven Anmerkungen zur Biografie des Grafen Trips den Nährboden dafür bereitet, dass Gerüchte über seine vermeintliche Sympathie (und gegebenenfalls mehr) für den Nationalsozialismus und das "Dritte Reich" entstehen und sich verbreiten. Sie haben damit in unverantwortlicher Weise eine Rufschädigung zum Nachteil des Grafen zumindest billigend in Kauf genommen. Der dadurch dem Ansehen des Grafen Trips bereits entstandene Schaden, der selbstverständlich auch negative Auswirkungen für alle hat, die in seiner Tradition agieren, wird nicht wiedergutzumachen sein.